Fed sollte große Zinssenkung vermeiden
Lena Dräger, Forschungsdirektorin der Gruppe Monetäre Makroökonomie am Kiel Institut, kommentiert die erwartete Entscheidung der Federal Reserve in den USA, den Leitzins zu senken:
„Vieles spricht dafür, dass die Federal Reserve (Fed) bei ihrer Zinsentscheidung am 17. September 2025 die erste Zinssenkung im Jahr 2025 vollziehen wird, über die Höhe der Zinssenkung herrscht jedoch Unsicherheit. Von Marktteilnehmenden wird erwartet, dass der Leitzins um 25 Basispunkte auf einen Bereich von 4,00–4,25 Prozent gesenkt wird. Eine solche Zinssenkung lässt sich mit dem dualen Mandat der Fed und der Abschwächung der Beschäftigung begründen. Ein „großer Zinsschritt“ um 50 Basispunkte wäre angesichts der immer noch persistenten Inflation oberhalb von 2 Prozent aber das falsche Signal, zumal das Risiko hoch ist, dass US-Firmen die höheren Produktionskosten aufgrund der Zölle vermehrt einpreisen. Dies würde die Inflation weiter antreiben.
Ein großer Zinsschritt ist jedoch seit Monaten die Forderung der Trump-Regierung, die immer stärker die Unabhängigkeit der Zentralbank in Frage stellt. Die versuchte Kündigung von Fed Governor Lisa Cook durch Präsident Trump vor der Zinsentscheidung ist ein direkter Versuch, die Geldpolitik der unabhängigen Fed zu beeinflussen. Mit der Wahl des loyalen Ökonomen Stephen Miran zum Fed Governor unmittelbar vor der Zinsentscheidung steigt die Wahrscheinlichkeit, dass genügend Stimmen für einen solchen Zinsschritt zusammenkommen.
Dies wäre ein fatales Signal für die Kapitalmärkte und könnte als ein Verlust der politischen Unabhängigkeit der Fed und der Beginn einer Geldpolitik mit dem Ziel, die Zinskosten der Staatsverschuldung möglichst gering zu halten, interpretiert werden. Problematisch ist dabei, dass einmal verlorenes Vertrauen in die Institution der Zentralbank nur schwer wiedergewonnen werden kann. Die Folge könnten Kapitalmarktunruhen sein, wie bereits im April 2025, als Bondmärkte auf Zollankündigungen und Attacken auf die Unabhängigkeit der Fed mit Verkäufen von US-Staatsanleihen reagierten. Daraufhin kam es zu deutlichen Zinsanstiegen bei US-Staatsanleihen und einer Abwertung des US-Dollars.
Um Kapitalmarktunruhen zu verhindern, sollte die Fed einen großen Zinsschritt vermeiden und in ihrer Kommunikation sehr deutlich ihre Unabhängigkeit und Verpflichtung gegenüber ihrem Mandat klarstellen. In Bezug auf weitere Zinsschritte sollte sie klar kommunizieren, dass diese Entscheidungen strikt datenabhängig bleiben und weder eine voreilige Lockerung noch eine politische Einflussnahme den Kurs bestimmen werden.“