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25.07.2025

News

Strategische Allianz: Gemeinsame Gegenzölle gegen die USA unter Führung der EU

Um den Zöllen der USA entgegenzuwirken sollten große Volkswirtschaften unter Führung der EU eine strategische Allianz gründen, die gemeinsam Gegenzölle gegen US-Exporte verhängt. Dies würde die USA wirtschaftlich empfindlich treffen und wäre konform mit den Regeln der WTO. Die zunehmende Anzahl bilateraler Handelsdeals mit den USA bedroht dagegen den globalen Wohlstand und könnte mittelfristig eine gefährliche Eskalation an Handelskonflikten auslösen. Zu diesem Schluss kommen die Autoren eines aktuellen Kiel Policy Briefs.

Der Kiel Policy Brief schlägt eine gemeinsame Handelskoalition der EU, Kanadas, Mexikos, Brasiliens und Südkoreas vor – Volkswirtschaften, die zusammen über 50 Prozent der US-Warenexporte aufnehmen. Gemeinsam könnten sie proportionale, WTO-konforme Gegenzölle verhängen, die Washington nicht ignorieren könnte. „Derzeit ist eine solche strategische Koalition erforderlich“, sagt Julian Hinz, einer der Autoren und Forschungsdirektor Handelspolitik am Kiel Institut für Weltwirtschaft.

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Simulationen mit dem KITE-Modell zeigen, dass eine solche gemeinsame Reaktion hohe wirtschaftliche Kosten für die USA haben würde. Sie wären um 34 Prozent höher als in einem Szenario, in dem keines der Länder Vergeltungszölle erhebt. Die gemeinsamen Vergeltungsmaßnahmen dieser Volkswirtschaften würden fast 60 Prozent des Schadens einer global koordinierten Reaktion erreichen.

Im Gegensatz dazu sind einseitige Vergeltungsmaßnahmen einzelner Länder weniger wirksam und können mit erheblichen innenpolitischen Kosten verbunden sein – insbesondere für stark integrierte Volkswirtschaften wie Kanada und Mexiko.

Hintergrund der Forderung der Autoren: Die USA schließen zunehmend bilaterale Abkommen, die die WTO umgehen. Sie haben erneut mit umfassenden neuen Zöllen auf Importe aus der Europäischen Union, Kanada, Mexiko, Brasilien und Südkorea gedroht, um auch diese Länder zu Handelsdeals zu bewegen.

Ein kürzlich geschlossenes Abkommen mit Japan sieht höhere Zölle auf US-Importe im Austausch für einen besseren Zugang der USA zu japanischen Märkten vor – ähnlich wie frühere Abkommen mit den Philippinen, Vietnam und Indonesien. Diese Abkommen verstoßen gegen zentrale Grundsätze der WTO und schaffen einen gefährlichen Präzedenzfall.

Dieser Trend bedroht den globalen Wohlstand und könnte mittelfristig eine gefährliche Eskalation der Handelskonflikte auslösen. Die EU sollte sich solchen bilateralen Vereinbarungen widersetzen und stattdessen das regelbasierte multilaterale System verteidigen, so die Autoren.

Grundsätze schützen, Konflikte nicht eskalieren

Eine kollektive Reaktion muss als legitime, vorübergehende Maßnahme im Rahmen der WTO-Regeln konzipiert werden, argumentieren die Autoren. „Die von uns vorgeschlagenen Maßnahmen entsprechen den WTO-Leitlinien für verhältnismäßige Vergeltungsmaßnahmen, sind befristet und werden aufgehoben, sobald die USA ihre Zölle aufheben und auf den Weg der Zusammenarbeit zurückkehren“, sagt Moritz Schularick, Mitautor und Präsident des Kiel Institut für Weltwirtschaft.

Um die politische Wirkung zu maximieren, sollten die Gegenmaßnahmen auf wichtige US-Exportsektoren abzielen, in denen die Koalition über starken Einfluss verfügt, darunter die Automobilindustrie, die Luft- und Raumfahrt, die Pharmaindustrie und die Landwirtschaft. Diese Branchen sind nicht nur wirtschaftlich bedeutend, sondern auch politisch einflussreich, was sie zu idealen Druckpunkten macht, um die innenpolitische Opposition gegen Protektionismus zu stärken.

Die Botschaft an Washington muss klar sein: Die Koalition ist bereit, offene Märkte und ein berechenbares globales Handelsumfeld zu verteidigen. Diese einheitliche Haltung würde auch ein starkes Signal an kleinere Länder senden, dass sie dem Druck der USA nicht nachgeben müssen, was das Vertrauen in das Völkerrecht stärken und eine breitere Beteiligung an der Koalition fördern würde.

Jetzt Kiel Policy Brief lesen:

Fachlicher Kontakt

  • Prof. Dr. Julian Hinz
    Forschungsdirektor
  • Prof. Dr. Moritz Schularick
    Präsident

Medienkontakt

  • Mathias Rauck
    Leiter Kommunikation

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