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30.10.2025

Statement

EZB fährt auf Sicht

Lena Dräger, Forschungsdirektorin der Gruppe Monetäre Makroökonomie am Kiel Institut für Weltwirtschaft, kommentiert die erwartete Entscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB), den Leitzins heute konstant zu lassen: 

„Die heute anstehende Zinsentscheidung der EZB dürfte abermals keine großen Überraschungen bringen. Es spricht vieles dafür, dass der EZB-Rat an seinem derzeitigen Kurs festhält und den Leitzins bei 2 Prozent belässt – und somit die Zinspause vom September verlängert. 

Die Entscheidung ist folgerichtig. Die EZB fährt damit auf Sicht und dürfte keine weiteren Zinsschritte unternehmen, solange sich keine deutliche Verschärfung des wirtschaftlichen Umfelds ergibt. Mit einer Fortsetzung der Zinspause bewahrt sich die EZB maximale geldpolitische Flexibilität abzuwarten, wie sich die vergangenen Zinssenkungen auf die Wirtschaft in der Eurozone auswirken werden. Da dies bis zu anderthalb Jahre dauert, ist noch bis ins Jahr 2026 hinein mit einem expansiven Effekt der vergangenen Zinssenkungen zu rechnen.

Inflationsseitig bleibt die Entwicklung stabil: Die jährliche Inflationsrate im Euroraum lag im September bei 2,2 Prozent und damit knapp über dem Zielbereich der EZB. Auch die Kerninflation zeigte sich mit 2,3 Prozent stabil – insbesondere die Energiepreise dämpfen die Inflation aktuell. Damit ist das primäre Ziel der Preisstabilität aktuell nicht gefährdet. Gleichzeitig wirken sich die acht vorherigen Zinssenkungen seit Mitte 2024 zunehmend stimulierend auf Konsum und Investitionen aus.

Die konjunkturellen Daten sind dennoch gemischt: Das aktuelle Wirtschaftswachstum in der Eurozone liegt nur knapp über 1 Prozent und wird sich voraussichtlich auch im kommenden Jahr in diesem Bereich bewegen. Der erwartete Wirtschaftsschub nach der fiskalischen Expansion in Deutschland entwickelt sich nur langsam. Gleichzeitig könnten die hohen Staatsschulden in Frankreich und die dortige Regierungskrise das Wirtschaftswachstum in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Eurozone negativ beeinträchtigen. Hinzu kommen globale Unsicherheiten in Bezug auf den Handel mit den USA und China, mögliche Zölle oder Wechselkursschwankungen sowie potenzielle Finanzmarktturbulenzen im Dollar-Bondmarkt.”

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