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Immobilienmarkt
Papa hat einfach mehr gespart? Forscher haben für die ZEIT berechnet, warum Immobilien heute weniger erschwinglich sind. An den Kreditkosten liegt es schon mal nicht.
... Forscher des Kiel Instituts für Weltwirtschaft beantworten die große Bezahlbarkeitsfrage exklusiv für die ZEIT in einer Studie. Ihre Bilanz: »Die Erschwinglichkeit von Wohneigentum hat in deutschen Städten seit 1980 deutlich abgenommen.« Sie haben auch herausgefunden, woran das liegt. Schuld sind demnach nicht so sehr die Kreditzinsen oder Preise - sondern etwas ganz anderes, auf das der Staat sogar Einfluss hat.
... Sie haben Kaufpreise, Zinsen, Einkommen und Gebühren im historischen Vergleich untersucht und zwei Aspekte herausgearbeitet, die zentral sind für die Erschwinglichkeit: erstens die Finanzierung - also die Kosten für Zins und Tilgung eines Kredits. Und zweitens das Eigenkapital - also jene Summe, die man selbst angespart haben muss, bevor man sich überhaupt auf die Suche nach einer geeigneten Immobilie und einem Kredit machen kann. Neu an ihrer Forschung ist vor allem die Betrachtung des Eigenkapitals: »Dies ist eine Dimension der Erschwinglichkeit, die
bisher historisch kaum beleuchtet wurde«, sagt Zdrzalek.
... Demnach hätte sich die Leistbarkeit einer Immobilie über die Jahrzehnte kaum verändert. Zwar seien nach 2010 die Kaufpreise besonders stark gestiegen, schreiben die Kieler Forscher in ihrer Studie. Die sinkenden Zinsen jedoch hätten »einen Großteil dieses Anstiegs abgefedert«. Verglichen mit den jeweiligen Einkommen blieb die Belastung durch Hypothekenzahlungen grob betrachtet weitgehend ähnlich.
... Üblicherweise sollte man 15 bis 20 Prozent des Kaufpreises mitbringen. Bei den Eigenkapitalanforderungen machen sich die allgemein gestiegenen Immobilienpreise stärker bemerkbar als bei der monatlichen Finanzierungsbelastung durch Zins und Tilgung.
... Die ältere Generation konnte das Eigenkapital den Berechnungen zufolge viel schneller zusammenbringen als die heutigen Käufer: Haushalte mussten etwa sieben Jahre lang ein Fünftel ihres verfügbaren Einkommens zurücklegen. Jüngere bräuchten dafür bei gleicher Sparsamkeit mittlerweile im Schnitt 14 Jahre.
... Die Ökonomen aus Kiel empfehlen, die Grunderwerbsteuer zu senken. ...