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Geoökonomie
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Was Berlin tun sollte, um seine geoökonomischen Interessen zu wahren und die Stellung der EU als
geopolitisch ernst zu nehmender Akteur gegenüber China und den USA zu stärken.
Schon vor vier Jahren, nach dem Ende der Pandemie, wurden die geoökonomischen Interessen Deutschlands auf der Basis seiner Wirtschaftsstruktur als anfällig für außenwirtschaftspolitische Schocks bewertet: Industrielastigkeit, exportorientiert in Richtung teils autokratisch regierter Schwellenländermärkte, angewiesen auf sicheren Zugang zu fossilen energetischen Ressourcen und deren Transportrouten und abhängig in der gesamten Lieferkette von kritischen Rohstoffen zur Produktion von Halbleitern und Mikrochips. ...
Die sich damals abzeichnenden Herausforderungen, vor allem Lieferketten als Waffe einzusetzen (weaponization of interdependence), sind seit 2021 drängender geworden. Staaten, allen voran USA und China, machen zunehmend von den von ihnen erschaffenen und kontrollierten Engpässen (choke points) Gebrauch. ...
Im Rennen um die globale Technologievorherrschaft zwischen China und den USA kontrolliert China mittlerweile große Teile der Lieferkette in der Produktion von kritischen Vorprodukten und beabsichtigt, durch ein weltweites Lizensierungssystem den Technologietransfer in seine Strategie technologischer Autarkie einerseits und weltwirtschaftliche Dominanz andererseits einzubinden. ...
Zudem dominieren amerikanische Techunternehmen mit ihrer Software und Cloud-Infrastruktur den europäischen Markt. Und schließlich misslingt Deutschland bisher eine Antreiberrolle im europäischen Reformprozess, weil seine Wirtschaftspolitik Besitzstandswahrung pflegt und statt Technologieförderung der Forderung nach Industriepolitik zugunsten tradierter sogenannter Schlüsselindustrien nachzugeben bereit ist. ...