Temporäre CO₂-Entnahmen können Methan ausgleichen
Naturbasierte CO₂-Entnahmen mit temporärer Wirkung wie Aufforstungen sind ein zentraler Baustein für effektiven Klimaschutz, weil sie passgenau die erderwärmende Wirkung von Methan ausgleichen können. Zu dieser Erkenntnis gelangt eine Studie aus dem Kiel Institut, die jetzt im Journal Nature Climate Change erschienen ist. Temporäre CO₂-Maßnahmen sind darüber hinaus relativ günstig und einfach zu implementieren.
Naturbasierte CO₂-Entnahmen standen zuletzt stark in der Kritik, weil sie nicht dauerhaft sind: Wälder können brennen, Aufforstung kann rückgängig gemacht werden. Laut Studie wiegt dieser „Nachteil“ aber nicht so schwer, wenn man die naturbasierte CO₂-Entnahme geschickt für die Kompensation von Methanemissionen einsetzt.
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Temporary carbon dioxide removals to offset methane emissions
Methan ist nach CO₂ der zweitwichtigste Treiber der Erderwärmung und gerade in der Landwirtschaft kurzfristig nicht vermeidbar – seine Klimawirkung verläuft völlig anders. Während CO₂ praktisch dauerhaft in der Atmosphäre bleibt, verursacht Methan einen starken, aber nur etwa 30-jährigen Wärmeschub.
Anhand dieser unterschiedlichen „Zeitsignatur“ präsentieren die Autoren nun im Journal Nature Climate Change einen neuartigen Ansatz für Klimaschutzmaßnahmen: Entscheidend für die CO₂-Entnahme ist demnach die zeitliche Passgenauigkeit: Ein 30-jähriges Entnahmeprojekt kann den Methanimpuls fast spiegelbildlich ausgleichen.
Die Autoren berechnen erstmals eine präzise Relation: 87 Tonnen temporär gespeicherter CO₂-Entnahme entsprechen der Klimawirkung einer Tonne Methan.
Neue wissenschaftliche Grundlage für ein altes Problem
„Für die Klimapolitik eröffnet der Ansatz einen neuen Handlungsspielraum: Temporäre CO₂-Entnahmen entlasten das Klima genau dann, wenn es am dringendsten ist und Methan den größten Schaden anrichten würde“, sagt Wilfried Rickels, Mitautor und Forschungsdirektor am Kiel Institut.
Die Erkenntnis adressiert auch bisher ungelöste Probleme. Permanente CO₂-Speicherung ist teuer, schwer überprüfbar und führt zu Lastverschiebungen von einer Generation zur nächsten: Heutige Emissionen würde man künftigen Generationen aufbürden. Temporäre Projekte hingegen lassen sich glaubwürdig über 20 bis 30 Jahre überwachen, sind kostengünstiger und erfordern keine dauerhaften Verpflichtungen.
Politik erhält ein sofort einsetzbares Werkzeug
„Unsere Ergebnisse liefern nicht nur eine neue Perspektive auf Emissionshandel und Klimafinanzierung, sondern können einen bedeutenden Beitrag zum Erreichen der Pariser Klimaziele leisten: sofortige Temperaturentlastung, ohne langfristige Verpflichtungsrisiken“, so Rickels.