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06.11.2025

Statement

Anstieg der Industrieproduktion bleibt hinter den Erwartungen zurück

Dr. Nils Jannsen, Leiter Konjunktur Deutschland am Kiel Institut, kommentiert die aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes zur Industrieproduktion, wonach diese im September um 1,9 Prozent gestiegen ist:

„Der kräftige Anstieg der Industrieproduktion im September war absehbar, da der deutliche Rückgang im August zum Teil durch Sonderfaktoren verursacht wurde. Viel gewonnen ist dadurch nicht. Das Plus im September reicht nicht aus, um die Einbußen aus dem Vormonat wettzumachen und ist hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Insgesamt ist die Industrieproduktion im dritten Quartal um 0,9 Prozent gesunken. Im Großen und Ganzen hat sich die Industrieproduktion im Verlauf des Jahres aber auf niedrigem Niveau stabilisiert. Die Auftragseingänge bewegen sich in der Tendenz seitwärts. Das Geschäftsklima hat sich in den vergangenen Monaten etwas aufgehellt, vor allem weil sich die Geschäftserwartungen verbessert haben.

Mit der Chipkrise droht der Industrie der nächste Rückschlag. Bei einem Anteil von mehr als 15 Prozent an der gesamten Industrieproduktion, könnten selbst Produktionsstopps in Teilen der Automobilbranche sichtbare Folgen haben. Allerdings dürften gerade kurzzeitige Produktionsausfälle rasch nachgeholt werden, zumal die Auslastung in der Automobilindustrie eher niedrig ist, so dass die Auswirkungen wohl gering wären. Länger anhaltende Produktionsausfälle könnten jedoch nicht nur in der Industrie, sondern auch gesamtwirtschaftlich sichtbare Bremsspuren hinterlassen.

Die Unternehmen blicken auch in der Hoffnung auf höhere staatliche Ausgaben im kommenden Jahr etwas optimistischer in die Zukunft. Insbesondere die Rüstungsindustrie wird weiter von den steigenden Verteidigungsausgaben profitieren. Angesichts brachliegender Produktionskapazitäten in anderen Branchen ist die Gelegenheit günstig, um die Kapazitäten für die Produktion von Rüstungsgütern zu erhöhen. Insgesamt macht die Rüstungsindustrie jedoch nur einen kleinen Teil des Verarbeitenden Gewerbes aus. Perspektivisch könnte die Industrie auch von einer verbesserten Infrastruktur oder höheren Ausgaben in Forschung und Entwicklung profitieren. Allerdings ist ungewiss, in welchem Ausmaß es tatsächlich zu Ausgabensteigerungen in diesen Bereichen kommen wird oder die zusätzlichen Kreditspielräume des Staates vor allem zur Stabilisierung des bisherigen Ausgabenpfades genutzt werden. Insgesamt haben sich die Standortbedingungen für die Industrie aber in vielen Bereichen verschlechtert, ablesbar an der gesunkenen Wettbewerbsfähigkeit und der schwachen privaten Investitionstätigkeit. Die schlechten Rahmenbedingungen werden die Industrieproduktion vorerst weiter belasten.“

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