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08.10.2025

Statement

Rückschlag für die Industrie

Dr. Nils Jannsen, Leiter Konjunktur Deutschland am Kiel Institut, kommentiert die aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes zur Industrieproduktion, wonach diese im August um 5,6 Prozent gesunken ist:

„Eine schwache Industrieproduktion im August hatte sich nach dem deutlichen Anstieg im Juli zwar abgezeichnet. Dass der Rückgang so gravierend ausfällt, ist jedoch eine negative Überraschung. Insgesamt liegt die Industrieproduktion im Juli und August nun unter dem Niveau des zweiten Quartals, so dass sich die Aussichten für das dritte Quartal deutlich verschlechtert haben. Zu dem Rückschlag im August haben offenbar auch Sonderfaktoren wie die Lage der Werksferien beigetragen. Somit ist die Situation in der Industrie nicht ganz so schlecht, wie es die Zahlen vom August nahelegen. Zuvor hatte sich die Industrieproduktion bei teils größeren monatlichen Ausschlägen seit etwa einem Jahr auf niedrigem Niveau seitwärts bewegt. Die Frühindikatoren sprechen in der Summe dafür, dass sich diese Tendenz zunächst fortsetzt. Zuletzt sind die Auftragseingänge, die zuvor eine leichte Aufwärtstendenz zeigten, wieder zurückgegangen.

Im Vergleich zu den Vorjahren wäre eine Seitwärtsbewegung bei der Industrieproduktion schon eine gute Nachricht, denn dadurch würde ein Belastungsfaktor für den Zuwachs des Bruttoinlandsprodukts entfallen. So ging die Bruttowertschöpfung in der Industrie im Jahr 2023 um 1,6 Prozent zurück, im Vorjahr sogar um 4,3 Prozent. Im laufenden Jahr wird die Bruttowertschöpfung in der Industrie demgegenüber wohl in etwa stagnieren. Dazu beitragen dürfte, dass sich bei den Industrieunternehmen der Wertschöpfungsanteil von Dienstleistungen, die nicht in der Industrieproduktion, aber in der Bruttowertschöpfung erfasst werden, bereits seit geraumer Zeit sukzessive erhöht. Dadurch schlägt die schwache industrielle Fertigung nicht voll auf die Bruttowertschöpfung der Unternehmen durch.

Eine deutliche Belebung der Industrie, die wie in früheren Konjunkturzyklen angetrieben durch das Auslandsgeschäft eine gesamtwirtschaftliche Erholung tragen könnte, ist in weite Ferne gerückt. Die strukturellen Probleme, die sich nicht zuletzt in der deutlich verschlechterten Wettbewerbsfähigkeit zeigen, werden weiterhin belasten. Deshalb wird die Industrie auch zukünftig nur unterproportional von der relativ robusten Weltkonjunktur profitieren und weiter Weltmarktanteile verlieren.“

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