IfW Kiel in den Medien
Profitiert der Staat durch seine Steuern von den hohen Preisen für Benzin und Diesel? Ein Experte widerspricht
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Steuerpolitik
Deutschland
... Jens Boysen-Hogrefe, Ökonom am Institut für Weltwirtschaft Kiel, geht sogar noch einen Schritt weiter und erklärt im Gespräch mit Business Insider, der Staat müsse sogar mit Einbußen infolge steigender Energiepreise rechnen.
Der stärkste Grund dafür ist laut Boysen-Hogrefe, dass die Bruttowertschöpfung von Öl und Gas nicht in Deutschland stattfindet, sondern im Ausland. Dort kann Deutschland aber keine Steuern erheben. (…)
Aber: Steigen die Preise fürs Tanken, macht der Staat tatsächlich steuerliche Gewinne durch die Mehrwertsteuer. Allerdings werden die Verbraucher das Geld woanders einsparen müssen, wo sie vielleicht Produkte konsumiert hätten, deren Wertschöpfung zu größerem Teil in Deutschland liegt und womit mehr Steuern an den deutschen Staat gezahlt worden wären. Ökonom Boysen-Hogrefe erklärt es anhand eines Beispiels so: „Steigen die Preise an der Tankstelle, fällt für eine Familie ein Restaurantbesuch pro Monat weg. Auf den Sprit zahle ich prozentual auf den Preis nur die Mehrwertsteuer, im Restaurant hingegen würden einige Steuern mehr zusammenkommen.“
Deshalb wäre es für den Staat besser, wenn die Familie ihr Geld für Essen im Restaurant ausgäbe und nicht für hohe Benzinpreise, so Boysen-Hogrefe. „Es ist unwahrscheinlich, dass jetzt alle Bürger einen Kredit aufnehmen, um genauso viel Tanken und Konsumieren zu können wie vor der Krise.“ In der derzeitigen Lage würden die hohen Energiepreise die Verbraucher zum Sparen zwingen und für den Staat zum steuerlichen Nachteil werden, meint Boysen-Hogrefe. ...