Wirtschaftspolitischer Beitrag
Präsident Trumps „hartes Durchgreifen gegen China“ zeigte in der Privatwirtschaft keine Wirkung
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China
Internationaler Handel
USA
In der Amtszeit von Präsident Trump ist China ein wichtiger Akteur in den Wirtschaftsbeziehungen der USA mit der Welt geblieben. Die Diskrepanz zwischen seiner Rhetorik und den Reaktionen der wirtschaftlichen Akteure ist augenscheinlich. Seine Sicht von Chinas als Betrüger hat die Akteure nicht beeindruckt.
Präsident Trump rühmt sich, während seiner Amtszeit hart gegen Chinas aus seiner Sicht unfaire Politik durchgegriffen zu haben („Cracking down on China for its trade cheating“).
Wären seine Maßnahmen wie Strafzölle, Verbote von chinesischen Investitionen in den USA und Klagen vor der WTO ernst genommen worden, hätten die Akteure auf beiden Seiten die bilateralen Wirtschaftsbeziehungen überdacht und gegebenenfalls eingeschränkt. Dies ist aber nicht der Fall gewesen, wie verschiedene Indikatoren zeigen.
1. Man hätte erwarten können, dass sich amerikanische Investoren im Ausland eher aus dem chinesischen Markt zurückziehen, um sich nicht der angeblichen Technologiespionage Chinas auszusetzen und von möglichen Vergeltungsmaßnahmen der chinesischen Regierung verschont zu bleiben. Stattdessen haben amerikanische Investoren dem chinesischen Markt in der Amtszeit von Präsident Trump mehr Aufmerksamkeit geschenkt als zuvor. So stieg der Anteil Chinas am Bestand amerikanischer Auslandsinvestitionen im Transportsektor (im Wesentlichen Autos) von 13,2 Prozent im Jahre 2017 auf 14,6 Prozent im Jahre 2019. Im gleichen Zeitraum stieg der Anteil Chinas an allen amerikanischen Auslandsinvestitionen von 1,7 auf 2 Prozent. Damit setzte sich fort, was bereits seit 2008 zu beobachten war: Amerikanische Investoren sehen in China einen immer wichtigeren Markt.

2. Man hätte auch erwarten können, dass chinesische Investoren den amerikanischen Markt als Standort meiden. Hier zeigen die Daten, dass dies bereits auch vor dem Amtsantritt Präsident Trumps der Fall war. Der Anteil Chinas an allen Auslandsinvestitionen in den USA war immer unter einem Prozent und schwankte in der Amtszeit von Präsident Trump zwischen 0,8 und 0,9 Prozent. An diesen niedrigen Werten ändert sich wenig, wenn man Umweginvestitionen über Hongkong oder Taiwan mit in die Berechnungen einbezieht. Auch diese bewegen sich noch weiter unterhalb der 1-Prozent-Grenze als die Investitionen aus China. Es bleibt das Faktum, dass China gemessen an anderen Investoren aus Europa (68 % in 2019) oder Japan (12 %) keine Rolle als Direktinvestor in den USA spielt. Nicht auszuschließen ist, dass die strikte Kontrolle des Kapitalexports durch die chinesische Regierung hier auch eine Rolle spielt.
3. Man hätte erwarten können, dass die amerikanische Regierung den Kauf von amerikanischen Schatzanweisungen durch China einschränkt, um sich bei einem möglichen Verkauf der Titel durch China als Mittel zum Druck auf den Dollar nicht in die Hände der chinesischen Regierung zu begeben. Tatsächlich blieb China, Stand Juli 2020, nach Japan (17 %) mit 15 Prozent die zweitwichtigste Nation unter den ausländischen Haltern der Titel. Das Vereinigte Königreich rangierte mit 6 Prozent als drittwichtigste Nation weiter hinter Japan und China. Beim Amtsantritt Präsident Trumps im Januar 2017 hatte der chinesische Anteil noch bei 17,7 Prozent gelegen: https://ticdata.treasury.gov/Publish/mfh.txt. Weiterhin besitzt also China einen Hebel, sollte es bei einer Eskalation des Konflikts erwägen, amerikanische Schatzanweisungen abzustoßen.
4. Man hätte erwarten können, dass die Bedeutung Chinas als Handelspartner der USA wegen der Handelsbeschränkungen auf beiden Seiten in der Amtszeit Präsident Trumps gemessen an anderen Partnern abgenommen hat. Dies ist in der Tat eingetreten. Der Anteil Chinas an amerikanischen Exporten von Gütern und Dienstleistungen sank von 7,8 Prozent in 2017 auf 7,1 Prozent in 2019, während der Anteil Chinas an amerikanischen Importen von 18,1 Prozent auf 17,9 Prozent sank: https://apps.bea.gov/international/factsheet/factsheet.cfm. Größere Veränderungen sind für 2020 zu erwarten, sollte der „Deal“ zwischen den USA und China umgesetzt werden, der dann amerikanische Exporte nach China zu Lasten anderer Partner umlenkt.
Fazit: In der Amtszeit von Präsident Trump ist China ein wichtiger Akteur in den Wirtschaftsbeziehungen der USA mit der Welt geblieben. Amerikanische Investoren suchen verstärkt den chinesischen Markt als Produktionsstandort, und chinesische Investoren halten sich auf dem amerikanischen Markt wie bisher sehr zurück, letzteres vielleicht auch eine Wirkung chinesischer Kapitalexportkontrollen. Nach wie vor nehmen Chinas Exporteure in die USA einen wichtigen Raum im Konzert der ausländischen Anbieter auf dem amerikanischen Markt ein, und amerikanische Schuldtitel sind weiterhin für chinesische Halter attraktiv. Werden Trumps Strafmaßnahmen von der WTO gerügt, geht er darüber hinweg und bezichtigt die WTO der Parteilichkeit, so wie er auch alle internationalen Institutionen der Voreingenommenheit gegen amerikanische Interessen bezichtigt. Die Diskrepanz zwischen seiner Rhetorik und den Reaktionen der wirtschaftlichen Akteure ist augenscheinlich. Seine Sicht auf China als Betrüger hat die Akteure nicht beeindruckt.
Coverfoto: © picture alliance/AP Photo
In der Reihe Kiel Focus veröffentlicht das Institut für Weltwirtschaft Essays zu aktuellen wirtschaftspolitischen Themen für deren Inhalte die Autorinnen und Autoren alleine verantwortlich zeichnen. Die in den Essays abgeleiteten wirtschaftspolitischen Empfehlungen spiegeln nicht notwendigerweise die Empfehlungen des Instituts für Weltwirtschaft wider.