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Wirtschafts- & Finanzkrisen
Der Präsident des Instituts für Weltwirtschaft, Gabriel Felbermayr, warnt vor den wirtschaftlichen Folgen des Coronavirus-Ausbruchs. Angesichts der beschleunigten De-Globalisierung fordert er eine Reform des Welthandels
WirtschaftsWoche: Professor Felbermayr, der Coronavirus-Ausbruch belastet die Weltwirtschaft. Wertschöpfungsketten drohen zu reißen, Lieferprobleme dämpfen das Wachstum. Wird das zum Sargnagel für die Globalisierung?
Gabriel Felbermayr: Das Coronavirus stellt vieles in Frage, was wir bisher als selbstverständlich betrachtet haben. Es besitzt das Potenzial, einen zweiten Lehman-Schock auszulösen. Als die Lehman-Bank 2008 zusammenbrauch, gerieten vermeintliche Gewissheiten ins Wanken. Unternehmen, die sich bei der Handelsfinanzierung auf Banken und Kapitalmärkte verlassen hatten, erlebten, wie die Finanzierungsströme plötzlich austrockneten. Nach dem Schock versuchten sie, unabhängiger von Fremdkapital zu werden. Ähnliches erleben wir nun beim Coronavirus. Die Seuche macht den Unternehmen deutlich, wie fragil die weltumspannenden Wertschöpfungsketten sind. Das erschüttert das Vertrauen in die Funktionsfähigkeit der Just-in-Time-Produktion, die in vielen Betrieben die Wertschöpfungsketten prägt. (...)